FilmMaterialien 10 - Der komische Kintopp.

Anmerkungen zu:
Frühe deutsche Filmkomödie 1895-1917

Thomas Brandlmeier
  1. Für eine frühere Fassung aus dem Jahr 1902 sprechen verschiedene Erwähnungen, so die häufig zitierte bei Walter Panofsky, aber auch die immer wieder kolportierte Richard Strauss-Anekdote, daß eine Filmvorführung von 1902 mit Pate stand für seine Oper (z.B. Berndt W. Wessling: Strauss-Ideen aus dem Kino? In: Münchner Merkur, 30./31.7.1977).
  2. Herbert Ihering: Von Kainz bis Paula Wessely. Schauspieler von gestern und heute. Heidelberg, Berlin, Leipzig: Hüthig & Co 1942, S. 471.
  3. ibid, S. 56.
  4. In dem Messter-Film JUNGGESELLEN-ABSCHIED (1913) ist ein Bobby alias Emil Goldfluß zu finden. Nach den einschlägigen Quellen könnte das passen (Lichtbild-Bühne, Nr. 8, 22.2.1913 und Kinematograph, Nr. 321, 19.2. 1913), hilft dem Filmhistoriker aber auch nicht viel weiter, da Emil Goldfluß bislang ein gänzlich unbeschriebenes Blatt ist.
  5. Die Filme waren auch am deutschen Markt zu sehen unter Titeln wie FRICOT MACHT DIE ROSSKUR und CALINO HAT PFERDEFLEISCH GEGESSEN.
  6. Vgl. dazu Thomas Brandlmeier: Lachkultur des fin de siècle. In: Helga Belach, Wolfgang Jacobsen (Hg.), Slapstick & Co. Berlin: Argon 1995.
  7. Es ist hier explizit nur die Rede von den führenden Produktionsländern Frankreich, Italien und England, die als besonders gut erforscht gelten dürfen, aber auch die wenigen Beispiele, die mir aus so konträren Ländern wie USA (John Bunny!) oder Rußland (die Komiker mit A: Aidarov, Antos'a, Arkas'a) bekannt sind, scheinen einen deutschen Sonderweg des Komischen zu bestätigen.
  8. Johann Christoph Gottsched: Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen. 3. Auflage. Leipzig: Breitkopf 1742, S. 161.
  9. Johann Christoph Gottsched: Nöthiger Vorrat zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst, Band II. Leipzig: Teubner 1765, S. 232.
  10. Bei August Klingemann in den "Nachtwachen von Bonaventura" (1804) heißt es: "obgleich sich eine Träne leicht zu Tage fördern läßt, bloß durch starkes Hinschauen auf einen Fleck, oder durch mechanisches Lesen Kotzbuescher Dramen". Für die internationale Entwicklung des Melodrams war Kotzebue hingegen hochgeachtet und von enormer Bedeutung; das frühe amerikanische Melodram fußt ganz auf Kotzebue-Übersetzungen.
  11. Carl Friedrich Flögel: Geschichte des Groteskekomischen. Ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit. Liegnitz, Leipzig: Siegert 1788. Auf S. 3 heißt es: "Die Wilden, ein treues Gemälde der Sitten des ersten Menschenalters, sind allenthalben Liebhaber von Fratzen und Possen." Und auf S. 224: "Es ist sonderbar, daß sich nicht allein bei den Römern, sondern auch bei anderen Völkern dieses Andenken an den ursprünglichen Stand der Freiheit und Gleichheit erhalten hat, welches durch Feste auf die nämliche Art gefeiert worden."
  12. Justus Möser: Harlekin. Neu ediert von Henning Boetius. Bad Homburg, Berlin, Zürich: Gehlen 1968, S. 27.
  13. Thomas Abbt in: Friedrich Nicolai (Hg.): Briefe, die neueste Literatur betreffend. Berlin, Stettin: Nicolai 1761, 205. Brief.
  14. Friedrich Nicolai: Leben Justus Möser's. Berlin, Stettin: Nicolai 1798, S. 79.
  15. Gotthold Ephraim Lessing in: Friedrich Nicolai (Hg.): Briefe, die neueste Literatur betreffend. Berlin, Stettin: Nicolai 1759, 17. Brief. - Der Gottschedsche Dogmatismus katalysierte und polarisierte die Entwicklung der verschiedenen ästhetischen Lager des deutschen Theaters auch in der Komödientheorie, was oft übersehen wird. Vgl. dazu Horst Steinmetz: Die Komödie der Aufklärung. Stuttgart: Metzler 1978 (Sammlung Metzler 47).
  16. Vgl. dazu den Reviewtext von Jürgen Kocka: Historische Komparatistik in Deutschland. In: Heinz-Georg Haupt, Jürgen Kocka (Hg.): Geschichte und Vergleich. Frankfurt/Main, New York: Campus 1996.
  17. Die Gottschedsche Theaterreform war eine explizite Vertreibung des Grotesken, indem sie die aristotelische Randbemerkung von der mimesis normativ festschrieb: "Die Komödie ist nichts anderes als eine Nachahmung einer lasterhaften Handlung, die durch ihr lächerliches Wesen den Zuschauer belustigen, aber auch zugleich erbauen kann" (Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen, S. 643). Das Groteske zeichnet sich aber als überlegene ästhetische Form gerade durch seinen neuschöpferischen Charakter aus: "Das Komische ist, vom künstlerischen Gesichtspunkt aus, eine Nachahmung - das Groteske eine Schöpfung" (Charles Baudelaire, Vom Wesen des Lachens und allgemein von dem Komischen in der bildenden Kunst). Das Groteske transzendiert damit auch das bloß Komische und kann changieren zwischen dem Grotesk-Komischen und dem Grotesk-Grausamen (vgl. dazu Wolfgang Kayser: Das Groteske. Oldenburg: Stalling 1957).
  18. Vgl. dazu Volker Klotz: Bürgerliches Lachtheater. Reinbek: Rowohlt 1987.
  19. Vgl. dazu Thomas Brandlmeier: Filmkomiker. Die Errettung des Grotesken. Frankfurt/Main: Fischer 1983 (FTB 3690).
  20. Vgl. dazu Thomas Brandlmeier: Brettl und Varieté. In: Til Radevagen (Hg.): Zeitmontage: Charlie Chaplin. Berlin/West: Elefanten Press 1989.
  21. Hans Helmut Prinzler, Enno Patalas (Hg.): Lubitsch. München, Luzern: Bucher 1984, S. 18.
  22. ibid., S. 126.
  23. Lubitschs Werk ist generell als Krisenkino deutbar. Vgl. dazu Thomas Brandlmeier: Anmerkungen zu Ernst Lubitsch. In: epd FILM, Nr. 2, 1984.

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